Die vom 16. bis ins 19. Jahrhundert im Berliner Schloss beheimatete Kunstkammer bildete mit ihren vielfältigen Beständen ein Fundament für zahlreiche spätere Museen. In dieser Sammlung  waren Objekte der Natur, Kunst und Wissenschaft vereint. Heute sind viele der vormals der Kunstkammer zugehörenden Objekte über zahlreiche Museen Berlins verteilt. Das DFG-Projekt, eine Kooperation zwischen den Staatlichen Museen zu Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Museum für Naturkunde Berlin, erforschte die Sammlung und die Wege/die Geschichte ihrer Objekte bis in die heutigen Museen.

Die Geschichte der Berliner Kunstkammer wird dabei anhand von 'Biografien' ihrer Objekte erzählt: Wie gelangten die Objekte in die Sammlung? In welchen Funktions- und Verwendungskontexten standen sie vor ihrem Eingang in die Berliner Kunstkammer? Auf welche Weise wurden die Objekte in der Sammlung in immer wieder neue taxonomische, räumliche, inszenatorische sowie nutzungsbezogene Zusammenhänge gestellt? Wie gestaltete sich ihr Eingang in die ab dem 19. Jahrhundert entstehenden Museen? Und welche Bedeutungszuweisungen gingen mit diesen Prozessen einher?

Ausgehend von diesen Fragen wird die Kunstkammer in ihren verschiedenen historischen Transformationsstadien betrachtet. Hierzu zählen die Neuordnungsprozesse im 17. und 18. Jahrhundert, aber auch die veränderte Form der Sammlung nach Abgabe verschiedener Objektbereiche im 19. Jahrhundert. In den Blick genommen wird die enorme Bereicherung der Kunstkammer durch umfassende Privatsammlungen in dieser späten Phase ihrer Entwicklung ebenso wie die Rolle ihrer Objekte bei der Neugründung verschiedener Museen. Der objektbiografische Ansatz bildet die Grundlage, um von der Kunstkammer aus bisher kaum beachtete Facetten der Berliner Sammlungsgeschichte sichtbar zu machen und über den preußischen und Berliner Kontext hinaus neue Perspektiven für das Forschungsfeld der allgemeinen Sammlungsgeschichte zu liefern.

Die Ergebnisse werden in Form einer Buchpublikation und auf dieser virtuellen Forschungsumgebung veröffentlicht.

 

Laufzeit: 01.10.2018 bis 30.06.2022

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

 

Team

Projektleitung

Wissenschaftliche Mitarbeiter:innen des Projekts

Konzeption und Implementierung des Datenmodells (Forschungsumgebung)

Konzeption der Inhalte, Erfassung und Redaktion (Forschungsumgebung)

Webdesign und Webentwicklung (Forschungsumgebung)

Übersetzung (Forschungsumgebung)

  • Melissa Thorson

Beratung, Betrieb und Archivierung (Forschungsumgebung und Forschungsdaten)

 

Weitere Kooperationspartner

 

Forschung vor Ort

Das Forschungskonzept des Projekts sah nicht zuletzt eine grundlegende Neusichtung der handschriftlichen Quellen in den Archiven vor – eine Arbeit, die einerseits durch die Pandemie-Situation, die die Laufzeit des Projektes prägte, erschwert, andererseits durch die Einrichtung der Transkriptionswerkstatt am Museum für Naturkunde erleichtert wurde.

Der Arbeit mit den Schriftquellen und den erhaltenen Sammlungsobjekten standen Strategien der Visualisierung von verlorenen Sammlungsräumen zur Seite. Ein Arbeitsmodell der Räumlichkeiten im Berliner Schloss, das von der Designerin Julia Blumenthal in der Werkstatt des Exzellenzclusters Matters of Activity erstellt wurde, diente den Diskussionen über historische Ausstellungs- und Besichtigungsszenarien der Kunstkammer. Ein mit Kreide auf dem Hof des Museums für Naturkunde im Maßstab 1:1 skizzierter Grundriss veranschaulichte die einstige tatsächliche Dimension von Räumen, in denen sich die (Objekt-)Geschichten abspielten, die das Projekt erzählt.

Eine vom Forschungsteam angefertigte Kreidezeichnung (nachträglich bearbeitet) des Grundrisses der Kunstkammer auf dem Hof des Museums für Naturkunde, 2020. Foto: Sarah Wagner.
Eine vom Forschungsteam angefertigte Kreidezeichnung (nachträglich bearbeitet) des Grundrisses der Kunstkammer auf dem Hof des Museums für Naturkunde, 2020. Foto: Sarah Wagner.

 

Modell der Kunstkammer aus Karton (Maßstab), Julia Blumenthal, Design Lab, Cluster of Excellence: Matters of Activity, Humboldt-Universität Berlin
Modell der Kunstkammer aus Karton (Maßstab), Julia Blumenthal, Design Lab, Cluster of Excellence: Matters of Activity, Humboldt-Universität Berlin. Foto: Sarah Wagner.