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Allgemeines

Diese virtuelle Forschungsumgebung übersetzt die Berliner Kunstkammer in ein digitales Wissensnetz, in dem Objekte, Akteure, Orte und Quellen miteinander verbunden sind. Sie basiert auf einer Vielzahl an unterschiedlichen Quellen (darunter Inventare, Reiseberichte, Beschreibungen), die es in ihrer Summe erlauben, eine multiperspektivische Sicht auf die Sammlung und ihre Entwicklung zu gewinnen. 

Zahlreiche Objekte der Berliner Kunstkammer sind heute zwar noch in den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin erhalten oder sind in die Bestände des Museums für Naturkunde Berlin eingegangen, andere werden in jenen der Humboldt-Universität zu Berlin aufbewahrt. Ein großer Teil der Objekte aber ist heute nur noch in den historischen Quellen überliefert, weshalb der Fokus der Forschungsumgebung auf einer textbasierten Bestandsrekonstruktion liegt, um die Objekte digital und in Zeitschichten rekonstruiert recherchierbar zu machen. Neben einer Übersicht zu zentralen Quellen zur Brandenburgisch-Preußischen Kunstkammer und ihren Vorgänger- und Nachfolgeinstitutionen werden ausgewählte Quellen mit Transkriptionen (Arbeitsversionen) und Digitalisaten sowie mit tiefenerschlossenen Objektinformationen Forschenden zur Verfügung gestellt.

Sensible Inhalte

Diese Forschungsumgebung  enthält Ressourcen mit heute unangemessenen Begriffen und Beschreibungen aus historischen Quellen, die rassistische, diskriminierende und abwertende Sprache enthalten. Das Projekt bemüht sich darum, auch diese historische Dimension der Sammlungen sichtbar zu machen und sich damit kritisch auseinanderzusetzen. Die Mitarbeiter*innen des Projekts distanzieren sich von diesem Sprachgebrauch und den in den Materialien und Quellen gespiegelten Ansichten.

Technische Architektur

Die Besonderheit der virtuellen Berliner Kunstkammer liegt in der Art der Beschreibung, Vernetzung und Abbildung ihrer Inhalte. Sie basiert auf Technologien des Semantic Web, bei denen Funktionalitäten des World Wide Web um eine zusätzliche Bedeutungsebene erweitert werden, um Wissen zu strukturieren und besser verwert- und austauschbar zu machen. Das Grundgerüst der virtuellen Berliner Kunstkammer bildet die Forschungs- und Dokumentationsumgebung WissKI, die auf die webbasierte, semantische Erschließung, Erforschung und Publikation kulturellen Erbes ausgerichtet ist. Die Topologie der virtuellen Berliner Kunstkammer ist durch das ihr zugrundeliegende Datenmodell definiert, das den Forschungsgegenstand und die Fragestellungen an diesen in einen Wissensgraphen überträgt. Zentral bei der Erforschung dieser historischen Sammlung sind die Wege und der Bedeutungswandel ihrer Objekte und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Konstellation und Dynamik der Bestände unter Berücksichtigung der Historizität der Quellen und der damit verbundenen Mehrdeutigkeit, aber auch Lückenhaftigkeit von Information. Die Abdeckung all dieser Aspekte geht zudem einher mit dem Anspruch an eine Erweiterbarkeit der Inhalte aus den trotz Kriegsverlusten umfangreich überlieferten Archivalien aus mehreren Jahrhunderten.

Ein solcher Wissensgraph repräsentiert Informationen eines Gegenstandsbereichs, die mit Ontologien – in der Informatik eine Sammlung an Begriffen und der zwischen ihnen bestehenden Beziehungen – formal beschrieben werden. Für das Projekt wurde eine auf dem CIDOC Conceptual Reference Model (CRM) bzw. seiner OWL-Implementierung basierende Anwendungsontologie geschaffen. Diese Ontologie, die auch in diesem Projekt zum Einsatz kam, besteht aus ca. 90 Klassen (z. B. Physischer Gegenstand, Akteur, Ort, Zeitspanne) und 150 Beziehungen (z. B. hat name, fand statt in, wurde erschaffen durch), deren jeweilige Bedeutung genau definiert ist. Sie wird von Geisteswissenschafler*innen und Informatiker*innen stetig weiterentwickelt und dient als Lingua Franca für transdisziplinäre Forschung. Durch die Verkettung von Klasse – Beziehung – Klasse werden Sätze gebildet, die von Mensch und Maschine verwertet werden können. All diese Sätze eines betrachteten Gegenstandsbereichs verknüpft und im Kontext spezifischer Fragestellungen miteinander in Verbindung gebracht, entsteht ein auf den Anwendungsbereich zugeschnittenes, graphbasiertes Datenmodell bzw. ein Wissensnetz. Als ereigniszentrierte Ontologie bietet das CIDOC CRM zudem die Möglichkeit, Zustände und ihre Veränderung über Ereignisse (z. B. Geburt, Herstellung, Zuweisung) abzubilden, an die wiederum Akteure, Zeit oder Ort über entsprechende Relationen gekoppelt und Zustandsveränderungen somit kontextualisiert werden können. Somit bietet diese Ontologie ideale Voraussetzungen zur quellenbasierten Rekonstruktion historischer Sammlungsbestände.

 

Benutzung der Suchen

Im Zentrum dieser Forschungsumgebung stehen die Schriftquellen zur Berliner Kunstkammer und die aus ihnen gewonnenen Informationen zu Sammlungsobjekten. Quellen und Objekte können über gesonderte Suchfunktionen recherchiert werden. Dafür stehen zwei Zugriffsmöglichkeiten zur Verfügung:

1. Volltextsuche über die graue Suchleiste. Der rote Punkt zeigt an, ob Objekte oder Quellen nach einem oder mehreren Schlagwörtern durchsucht werden sollen. Feste Begriffskombinationen müssen in Anführungsstriche gesetzt werden (“Graphische Darstellung”). Volltextsuche

2. Suche (Objekte) und Suche (Quellen) über das Menü  Menü

 

Neben der Volltextsuche in Suche (Objekte) und Suche (Quellen) existieren zwei Filterebenen. Die Filter zu Objekttypen, Materialklassifikation und Datierung bzw. Art der Quelle, Phase/Sammlung und Datierung werden direkt angezeigt. Weitere Filter öffnen sich über die Expertensuche.

Suchebenen

Volltextsuche und Filter können kombiniert werden. Zunächst wird das Schlagwort im Volltext gesucht. Auf die Trefferauswahl können dann die gewünschten Filter angewendet werden.

 

 

Objektsuche

Hier werden alle in den Quellen erwähnten Objekte angezeigt. Die Volltextsuche greift auf den Wortlaut der Quellen ebenso zu wie auf normiertes Vokabular, das mit den Objekten verbunden wurde.

Die Filterfunktionen orientieren sich an den Informationen, die direkt aus den Quellen stammen. Diese Informationen spiegeln, dem Erkenntnisinteresse des Forschungsprojektes gemäß, die historische Dimension der Sammlungsgeschichte. Daher können solche Angaben mit heutigen Befunden und Deutungen zu den Objekten im Widerspruch stehen.

1. Filterebene: Objekttypen, Materialklassifikation und Datierung

  • Objekttyp: erfasst fünf historische Sammlungskategorien - Artificialia, Memorabilia, Mirabilia und Curiosa, Naturalia sowie Scientifica. Achtung: Die Auswahl eines Objekttyps wirkt sich unmittelbar auf die Treffer unter Objektart in der Expertensuche aus.
  • Materialklassifikation: erfasst vereinheitlichte Werkstoffkategorien von Objekten wie Metall, Textilien oder Pflanzliches Material. Achtung: Die Auswahl wirkt sich unmittelbar auf die Treffer unter Material in der Expertensuche aus.
  • Datierung: filtert die Objekte nach Zeitangaben in den Quellen wie Herstellungsdatum oder Zugangsdatum in die Kunstkammer.


2. Filterebene: Expertensuche

  • Quelle: greift auf eine ausgewählte (Schrift-)Quelle zu. 
  • Objektart: filtert Objekte nach den angegebenen Kategorien.
  • Material: filtert Objekte nach erwähnten Werkstoffen.
  • Personenbezüge: filtert Objekte nach Personen, die mit ihnen in Verbindung gebracht werden.
  • Motive und Analogien: filtert Objekte nach dargestellten Motiven sowie nach Dingen, denen sie ähneln.
  • Präsentation: filtert Objekte nach der Art ihrer Präsentation in der Kunstkammer.
  • Kulturelle Praktiken: filtert nach erwähnten Vermittlungspraktiken, Handhabe und Wahrnehmung von Objekten sowie nach Anekdoten und Erläuterungen.
  • Phase/Sammlung: greift auf Zeiträume und Orte in der Geschichte der Kunstkammer zu.
  • Sammlungssystematik: filtert Objekte nach erwähnten Ordnungen der Sammlung.
  • Räume Schlüterbau: greift auf die vier Räume der Kunstkammer im Berliner Schloss zwischen ca. 1700 und 1800 zu.
  • Herkunftsort: filtert Objekte nach erwähnten Herkunftsorten.
  • Zugangsart: filtert Objekte nach Art des Zugangs in die Kunstkammer und in andere Sammlungen.
  • empfangende Institution (historisch): zeigt Objekte der Berliner Kunstkammer, die an andere Institutionen abgegeben wurden.
  • verwaltende Institution: filtert erhaltene Objekte nach der sie heute bewahrenden Institution.

 

Quellensuche

Hier werden alle erfassten (Schrift-)Quellen angezeigt. Die Volltextsuche greift auf die Inhalte aller vorhandenen Transkriptionen zu.


1. Filterebene: Art der Quelle, Kunstkammer-Phase/Sammlungseinheit und Datierung

  • Art der Quelle: filtert nach Quellensorten wie Inventar, Reisebericht oder Datenbank.
  • Phase/Sammlung: filtert Quellen nach Zeiträumen und Orten in der Geschichte der Kunstkammer.
  • Datierung: filtert Quellen nach dem Datum ihrer Entstehung oder Überarbeitung.


2. Filterebene: Expertensuche

  • Quelle: blendet Einzelseiten aus und gibt nur die übergeordneten Titel der Quelle an.
  • Autor/Überarbeiter: filtert die Quellen nach Autoren und Bearbeitern. 
  • Personenbezug: filtert die Quellen nach erwähnten Personen.
  • Sammlungssystematik: filtert die Quellen nach erwähnten Ordnungen der Sammlung.
  • verwaltende Institution: filtert die Quellen nach der Institution, in der sie bewahrt werden oder über die sie verfügbar sind.

 

Menü Menü

Über das Menü können weitere Informationen abgerufen werden, die mit der Kunstkammer und ihren Beständen in Verbindung stehen:

  • Quellen: Übersicht der wichtigsten Quellen zur Berliner Kunstkammer.
  • Personen: Akteure in der Geschichte der Kunstkammer (ggf. mit GND-Nummer).
  • Ereignisse: Regentschaftszeiten, personengebundene Verwaltungszeiträume sowie Ausstellungen.
  • Objektarten: Thesaurus an Objektarten (für das Forschungsprojekt angelegt und mit Normdaten angereichert).
  • Materialien: in den Quellen erwähnte Werkstoffe (ggf. mit Getty-AAT verlinkt).
  • Motive: auf Objekten dargestellte Motive und Themen (ggf. mit Iconclass verlinkt).
  • Körperschaften: Museen, Archive, Bibliotheken und Sammlungen, die Kunstkammer-Objekte und Quellen verwalten.
  • Geographische Orte: Herkunftsorte von Objekten, Geburts- und Sterbeorte von Personen sowie Entstehungsorte von Quellen.
  • Herkunftsorte: Karte der erwähnten georeferenzierbaren Herkunftsorte.
     

Dokumentation und Download

Export des Graphdatenbank-Repositoriums mit den Forschungsdaten, CIDOC-CRM baiserte Anwendungsontologie, WissKI Pathbuilder-Template (Datenmodell) stehen unter https://zenodo.org/records/13859950 zur Verfügung, bis der Service unter https://doi.org/10.7479/9675-dy20 wieder verfügbar ist.

 

Entwicklung und Inhalte

Humboldt-Universität zu Berlin, Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik

Dr. Sarah Wagner (Konzeption und Implementierung Datenmodell, Datenerfassung, Text)

Dr. Marcus Becker (Text und Textredaktion)

Rosa Miriam Reinhardt M.A. (Datenerfassung)

Michael Willenbücher M.A. (Beratung, Betrieb)

Museum für Naturkunde Berlin

Dr. Diana Stört (Konzeption der Inhalte, Text und Textredaktion)

Dr. des. Meike Knittel (Konzeption der Inhalte, Datenerfassung, Text)

Falko Glöckler (Beratung)

Markus Wegner (Beratung)

Dr. Sabine von Mering (Langzeitarchivierung und -bereitstellung)

Transkriptionswerkstatt

Staatliche Museen zu Berlin

Prof. Dr. Andreas Bienert (Staatliche Museen zu Berlin) (Beratung)

Weitere

Dipl.-Designerin Claudia Bachmann (Webdesign)

Sebastian Delius (enlightenment* – Agency for Kulturtechnik) (Umsetzung Webdesign, Webentwicklung)

Dipl.-Inf. Mark Fichtner (Germanisches Nationalmuseum) (Beratung, Webentwicklung)

Melissa Thorson (engl. Übersetzung)